Interview mit dem radelnden Installateur Theodor Röhm
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, radelnder Installateur zu werden?
Beim ersten Arbeitgeber nach meinem Studium, dem Energie- und Umweltzentrum am Deister in Springe, in dessen Solar- und Heizungsinstallationsabteilung ich Mitte der 90er Jahre gearbeitet habe, wurden alle Kundenfahrten mit Autos erledigt. In dieser Zeit war ich schon längst begeisterter Fahrradfahrer und mir war auch der Umweltaspekt dabei sehr wichtig. Mir fiel schnell auf, dass die Lieferbedingungen für Installateure auf dem Land sehr komfortabel sind. Deshalb kam ich auf die Idee, dass in einer größeren Stadt, in der viele potentielle Kunden auf relativ engem Raum leben, dieser Beruf sehr gut mit dem Fahrrad ausgeübt werden kann.
Was heißt das für Sie und Ihre Mitarbeiter?
Wir treffen uns morgens in der Werkstatt und planen den Tag, jeder nimmt anschließend das entsprechende Material und Werkzeug mit, das er braucht. Größere Objekte wie Heizkörper, Heizkessel, Badewannen, Waschbecken etc. pp. werden vom Großhändler in der Regel direkt zur Baustelle geliefert. Meine Mitarbeiter fahren meistens gerne Fahrrad. Sie sind eher selten krank. Ein Kunde sagte mal zu mir: »Ihre Mitarbeiter kommen schon erfrischt auf die Baustelle.«
Und was haben Ihr Kunden davon?
Ihr Klempner wohnt oft um die Ecke, die Anfahrtskosten sind dadurch niedriger. Unsere Arbeit hat eine hohe Qualität und bleibt dabei bezahlbarer.
Kann man als Installateur kreativ sein?
Ja, in der Badezimmergestaltung kann und muss man oft sehr kreativ sein. In Abstimmung mit unseren Kunden überlegen wir die Anordnung und Auswahl der Sanitärobjekte (Waschbecken, Badewanne usw.). Ein anderes Beispiel ist die Art der Rohrverlegung in Wohnhäusern. In einer Raumecke, in der sich Kalt- und Warmwasser, Heizungsvor- und -rücklauf und Abwasserleitungen kreuzen müssen, ist es ohne Kreativität nicht zu schaffen, funktionsfähige und räumlich platzsparende Lösungen für die Installation der Rohre zu finden.
Wirkt sich die Tatsache, dass Sie studierter Verfahrenstechniker sind, auf Ihre Arbeit aus?
Naturwissenschaftliche Grundlagen der Wärmetechnik, der Strömungslehre und der Wasserhygiene waren Bestandteil meines Studiums. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass ich mir beispielsweise schnell einen guten Überblick über den Wärmebedarf eines Hauses bilden kann, der von einer Heizungsanlage oder Wärmepumpe gedeckt werden muss. Dieser wird maßgeblich durch den Zustand seines Dämmstandards der Außenwände und des Daches und seiner Fenster beeinflusst. Auch das lernte ich schon gegen Ende meiner Studienzeit während meiner Diplomarbeit am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme und während meiner Zeit in Springe. Mir ist wichtig, dass eine Maßnahme sinnvoll ist in Bezug auf Umweltnutzen und Wirtschaftlichkeit. So ist z.B. die Investition in eine Solaranlage nicht besonders sinnvoll, wenn ein Haus einen Dämmzustand von 1970 aufweist. Und das sage ich auch meinen Kunden.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie nicht radelnder Installateur wären?
Dazu gibt es für mich keine Alternative, auch wenn es viele Gründe gäbe als Chef mit knapp 10 Mitarbeitern und weit über 1000 Kunden, das Ganze lieber sein zu lassen.
Worauf würden Sie niemals verzichten wollen?
Auf ein Fahrrad, einen Holzofen und ein Meditationskissen.
Sie haben drei Wünsche frei für Bremen, für die Umwelt und für sich persönlich:
Für Bremen wünsche ich mir, dass es eine Vorreiterrolle in Sachen umweltfreundlicher Mobilität spielt.
Für unsere Umwelt wünsche ich mir, dass sich alle Menschen ihrer Mitverantwortung für das Wohlergehen der Erde, auf der wir leben, bewusst werden und anfangen, aufgrund Ihres geänderten Bewusstseins ihr Verhalten zu ändern.
Für mich wünsche ich mir, dass ich noch lange gesund bin und tatkräftig sein kann.
Was machen Sie in 5 Jahren?
Ich führe weiterhin meinen Betrieb, egal in welcher Größe. Und ich freue mich darüber, dass es immer mehr Installateure gibt, die zum Teil oder auschließlich Fahrräder als geeignete Transportmittel und Fahrzeuge für ihre beruflichen Zwecke nutzen.
Haben Sie Nachwuchssorgen?
Seit über 15 Jahren bilde ich aus und übernehme in unserem Betrieb ausgebildete Installateure gerne. Meine Mitarbeiter verdienen nicht wenig Geld mit ihrer Arbeit.
Die erfahrenen Mitarbeiter geben gerne ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Können weiter, so dass die jungen Mitarbeiter jede Menge know how erwerben können.
Viele junge Menschen fahren gerne Fahrrad und sind häufig auch umweltbewusst.
Das Klimaproblem wird in absehbarer Zukunft nicht kleiner werden.
Unser Handwerk ist wichtig für eine klimafreundliche Zukunft und kann nicht von Robotern übernommen werden.
Aus all diesen Gründen habe ich keine Angst, dass mir der Nachwuchs ausgehen könnte.